Schulsanitäter ‚trainieren‘ für den Ernstfall

Alle hoffen, dass er niemals eintritt: der Ernstfall, in dem man sekundenschnell reagieren muss, um Leben zu retten. Normalerweise stehen auf dem Programm der Ausbildung zum Schulsanitäter der Städtischen Realschule Schleiden eher ‚normale‘ Einsätze. Wie versorge ich eine Schnittverletzung, was mache ich, wenn ein Jugendlicher hyperventiliert oder wie bringe ich jemanden in die stabile Seitenlage? Anders war dies Ende Mai, als das Training an dem erst kürzlich vom Förderverein angeschafften Defibrillator, der im Eingangsbereich der Realschule seinen Platz gefunden hat, anstand.

Möglich wurde diese Anschaffung des Fördervereins durch eine großzügige Spende von Wolfgang Karbig, Elektriker mit eigener Firma in Herhahn, der sich aus ganz eigenen Motiven für die Anschaffung von Defibrillatoren einsetzt. „Wenn man einmal im privaten Bereich erlebt hat, dass ein Defibrillator Leben retten kann, dann weiß man, wie wichtig dieses Gerät ist. Meiner Meinung nach sollte in jedem öffentlichen Gebäude ein Defibrillator hängen und möglichst viele Menschen damit geschult werden,“ erläutert W. Karbig seine Beweggründe für die Unterstützung des Fördervereins bei der Anschaffung des lebensrettenden Geräts. Sein älterer Sohn war Schüler der Schule und der jüngere Bruder wird im Sommer auf die Realschule wechseln – ein weiterer Grund für den Herhahner, die Realschule zu unterstützen.

André Hönscheid (zweiter Geschäftsführer der ResQTrain/Pawlak & Hönscheid GbR, die die Anschaffung und Installation des Geräts organisiert hat) – ebenfalls mit der Firma ansässig in Herhahn – übernahm die Schulung der 20 angehenden Schulsanitäter. Eindrucksvoll berichtete er aus seinem beruflichen Alltag. Nicht schlecht staunten die Schüler:innen, als sie hörten, in welchen Berufen A. Hönscheid ausgebildet ist und gearbeitet hat: vom Rettungsassistenten über den Notfallsanitäter und Medizin-Produkte-Beauftragten bis zum Berufsfeuerwehrmann konnte er aus seinem vielfältigen Berufsleben berichten und gleichzeitig wichtige Anstöße im Bereich der Berufswahlorientierung geben.

Dann stand die praktische Arbeit mit dem Defibrillator an. Das Gerät sieht aus wie ein Verbandskasten oder ein kleiner Werkzeugkoffer. Über zwei Elektroden wird ein kontrollierter Stromstoß abgegeben, der bei einem plötzlichen Herzstillstand oder bei Kammerflimmern zur Wiederbelebung eingesetzt werden kann. Das Gerät ist so gestaltet, dass medizinische Laien damit problemlos umgehen können. Über eine eingebaute Sprachfunktion gibt der Defibrillator an, welche Handgriffe in welcher Reihenfolge zu tun sind. Ganz praktisch konnten die Schulsanitäter an einem Übungsgerät die Bedienung üben und sich gegenseitig korrigieren. „Wichtig ist, dass die Schüler:innen die Scheu verlieren, die man womöglich zunächst einmal hat, wenn man das Gerät dort hängen sieht,“ erläutert Ausbildungslehrerin Vanessa Forst. „Gerade in Notsituationen ist es wichtig, schnell zu handeln – verkehrt machen kann man mit dem Defibrillator nichts, da er einen durch die Handgriffe führt und erst dann einen Stromschlag auslöst, wenn dies tatsächlich angezeigt ist,“ ergänzt Forst dann noch.

Auch wenn niemand den praktischen Einsatz des Defibrillators haben möchte – es ist doch gut zu wissen, dass es ihn gibt und die Schüler:innen an der Realschule Schleiden wissen, wie man damit umgeht. Vielleicht haben die Schilderungen von A. Hönscheid auch den einen oder anderen dazu gebracht zu überlegen, ob der Beruf des Notfallsanitäters oder eine Tätigkeit im medizinischen Bereich nicht etwas für ihn oder sie wäre. Die Städtische Realschule Schleiden bedankt sich herzlich bei Wolfgang Karbig, ohne dessen (finanzielles) Engagement die Anschaffung des Defibrillators nicht möglich gewesen wäre.